Die Bedeutung der historischen Haustüren
Die Haustüren der Altstadt sind nicht nur architektonische Meisterwerke, sondern auch ein bedeutendes kulturelles Erbe. Viele von ihnen stammen aus dem 17. bis 19. Jahrhundert und spiegeln die wechselnden Baustile wider, von der Renaissance bis zum Jugendstil. Sie zeugen von der Handwerkskunst vergangener Epochen und tragen zur Identität der Stadt bei.

Stilvielfalt und Handwerkskunst
Die Wismarer Haustüren sind in ihrer Vielfalt einzigartig. Besonders prägend sind die barocken und klassizistischen Türen mit ihren aufwendigen Reliefs, geschmiedeten Beschlägen und kunstvollen Verglasungen. Viele Eingangstüren wurden aus widerstandsfähigem Eichenholz gefertigt, das den Jahrhunderten trotzt. Häufig sind sie mit geschnitzten Ornamenten oder floralen Mustern versehen, die die Liebe zum Detail offenbaren.
Typisch für das 18 .Jh. sind zweiflügige Türen mit Oberlichtern in Halsbkreisform (besonders beliebt: mit Sprossen in Form einer Sonne), die einfach und schlicht gehalten sind und dadurch eine zeitlose Ästhetik ausstrahlen.
Auch aus dem 18. Jh. stammen wenige barocke Türen, wie z.B. die an der Löwenapotheke. Da Wismar im 17. und 18. Jh. aber unter schwedischer Herrschaft stand und der Reichtum der Bürger damit abnahm, gibt es nicht viele barocke Eingangstüren in der Hansestadt.
Es schließt sich im 18. und 19. Jh. der Klassizismus als Antwort auf höfischen Prunksucht des Rokoko an. Die Bürger fühlten sich wieder mehr zu Einfachheit und Strenge der Form hingezogen. In Frankreich wird es auch als Louis-seize-Stil, in Deutschland als Zopfstil bezeichnet. Diese Bürgerhaustüren enthalten Mäander- und Blatttornamente, Girlanden, Frucht-, Blumen- oder Lorbeergeänge (Festons). Beispiele dafür findet sich am Haus in der Straße Neustadt 70 und am Ziegenmarkt 6. Aber auch in der Bohrstraße 12.
Zum Ende des 19. Jh. bis zum Beginn des 1. Weltkrieges sind die Haustüren vom Jugendstil geprägt. Hier werden alt bekannte Dekore zu neuen Formen weiterentwickelt. Ein Beispiel ist die Haustür in der Lübschen Straße 25.

Türgriffe
Aber nicht nur die schweren Eichentüren lohnt es, zu betrachten, sondern es lohnt auch, näher ran zu gehen und einen Blick auf die Türgriffe und Schlüsselschilde zu werfen. Da findet man häufig ganz abgenutzte aus Eisen geschmiedete lanzenförmige Blätter als Türgriff oder aus der Zeit des Biedermeier etwas detaillierter verzierte Türgriffe aus Messing mit Vasen- und Mäandermotiven.
Erhalt und Restaurierung
Der Erhalt dieser historischen Türen ist eine Herausforderung, die mit großer Sorgfalt angegangen wird. Dank aufwendiger Restaurierungsarbeiten bleibt die Originalsubstanz vieler Türen erhalten. Restauratoren setzen traditionelle Handwerkstechniken ein, um die alten Türen in ihrem ursprünglichen Glanz erstrahlen zu lassen.

Ein Spaziergang durch die Altstadt
Wer durch die Altstadt Wismars schlendert, sollte die Augen offenhalten und die Vielfalt der historischen Haustüren auf sich wirken lassen. Besonders in Straßen wie der „Lübsche Straße“ oder der „Kleinen Hohe Straße“ gibt es wahre Schmuckstücke zu entdecken. Jede dieser Türen erzählt ihre eigene Geschichte und gibt Einblick in die Vergangenheit der Stadt.
Nimm dir doch eine kleine Challenge vor, wenn du Wismar besuchst: Fotografiere die Türen, die dir am besten gefallen und mache daraus einen Kalender für´s nächste Jahr. Oder wenn du noch detaillierter werden möchtest: Fotografiere die kunstvoll geschmiedeten Handgriffe.
Fazit
Die historischen Haustüren Wismars sind ein wunderschönes Detail für das kulturelle Erbe der Stadt. Sie sind nicht nur schöne Fassadenelemente, sondern bewahren die Geschichte und die Identität der Hansestadt. Wer Wismar besucht, sollte sich die Zeit nehmen, diese einzigartigen Zeugnisse vergangener Epochen zu bewundern.