Karstadt und Einkaufsstraße mit Menschen

Das Karstadt-Stammhaus von 1881- Bewegte Geschichte eines deutschen Warenhausgiganten

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Inhalt

Die Warenhauskette Karstadt prägte über Jahrzehnte das Einkaufserlebnis in vielen deutschen Städten – so auch in Wismar. Was einst als ambitioniertes Kaufhauskonzept begann, entwickelte sich zu einem Symbol des stationären Handels, durchlebte jedoch wirtschaftliche Höhen und Tiefen. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die Geschichte von Karstadt in Wismar und die Entwicklung des Unternehmens im Allgemeinen: von den Anfängen über die Expansion bis hin zu den Herausforderungen, die den Traditionskonzern in den letzten Jahren geprägt haben.
Die Geschichte des Karstadt-Stammhauses in Wismar lässt sich nicht ohne die Geschichte des gesamten Konzerns betrachten. Blau gekennzeichnete Abschnitte der Historie betreffen die Filiale in Wismar im Speziellen.

Geschichte

1881

Mit nur einem Angstellten, 1000 Talern Startkapital und einem Möbelwagen voller Ware eröffnete Rudolph Karstadt am 14. Mai 1881 sein erstes „Tuch-, Manufactur- und Confectionsgeschäft“ in der Krämerstraße in Wismar. Bereits im Mittelalter zählte die Krämerstraße zu den drei großen Hauptstraßen von der bedeutenden Hansestadt Wismar und war auch seitdem Geschäftsstraße. Karstadts Geschäftsmodell bestand aus günstigen Festpreisen – damals noch sehr ungewöhnlich. Üblich war noch stets das Aushandlen von Preisen bei jedem Einkauf. Auch ungewöhnlich war, dass man ausschließlich bar bezahlen konnte. Rudolph Karstadt träumte davon, dass man in ein und demselben geschäft Stoffe aus Paris, Parfüm aus Arabien, Kinderschuhe und vieles mehr kaufen konnte – auch das gab es bis dahin nicht. Bis 1893 blieb der Unternehmenssitz in Wismar.

1899

Der Gründer Rudolph Karstadt erwirbt auch die Gebäude der Lübschen Straße 1/3 und der Krämerstraße 7 und verbindet die Häuser miteinander, um sein Geschäft auszubauen.

1900

Rudolph Karstadt übernimmt 13 Geschäfte seinen hochverschuldeten Bruders Ernst Karstadt in Anklam, Dömitz, Friedland, Greifswald, Güstrow, Hamburg, Ludwigslust, Neubrandenburg, Schwerin, Stavenhagen und Wandsbek.

1906

Sein Geschäftsmodell hat Erfolg: 1906 besitzt Karstadt bereits 24 Kaufhäuser in Norddeutschland.

1907

Die Filiale in Wismar wird vergrößert: Neben dem alten Geschäft wird ein Eckhaus in Stahlskelettbauweise nach Plänen des Wismarer Architekten Johannes Busch gebaut: Es ist viergeschossig und im Jugendstil gehalten. Die Fassade haben später viele Karstadt-Gebäude als Vorbild genommen.

1912

In der Mönckebergstraße in Hamburg eröffnet Rudolph Karstadt auf 10.000 m2 Verkaufsfläche ein Großstadt-Warenhaus. Karstadt setzt zunehmend auf Eigenproduktion von Bekleidung und errichtet 1911 ein großes Stofflager und 1912 eine Wäschefabrik in Berlin.

1920

Der Konzern wird in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.

1930

Karstadt besitzt 89 Filialen, 27 Fabriken und über 29.000 Angestellte. Es ist damit Europas größter Warenhauskonzern.

1932

Rudolph Karstadt scheidet aus der Geschäftsführung aus, nachdem in der Weltwirtschaftskrise ein dramatischer Absatzrückgang zu verzeichnen war. Zahlreiche Filiaen und Produktionsbetriebe wurden geschlossen.

2. WK

Im 2. Weltkrieg gewährte das NS-Regime Karstadt einen umfangreichen Kredit. in jeder Ausgabe der Unternehmenszeitschrift wurde ein Hitler-Zitat abgedruckt. Der Konzern war ein frühes Objekt der Arisierung und entließ 830 jüdische Angstellte. Dafür wurden nach Kriegsende Entschädigungszahlungen vom Konzern geleistet.

ab 1946

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden diversen Kaufhäuser, u.a. die in der Sowjetischen Besatzungszone enteignet. In der Westzone waren 3/4 der Filialen zerstört oder schwer beschädigt.

Das Karstadt-Stammhaus in Wismar kommt zur staatlichen DDR-Handelsorganisation als Mecklenburgisches Kaufhaus VEB. 1952 wird es umgebaut und heißt später Kaufhaus Magnet.

1950

Anfang der 50er Jahre expandierte der Konzern dank des Wirtschaftswunders der Nachkriegsjahre wieder.

1977

Karstadt erwirbt eine Mehrheitsbeteiligung an der Neckermann Versand AG und wird zum größten Handelsunternehmen in der BRD. 1984 wurde Neckermann dann komplett übernommen.

1990

Nach der Wende wurden weitere Warenhäuser übernommen, 1994 auch das KaDeWe.

1999

Karstadt fusioniert mit dem Versandhaus Quelle zur KarstadtQuelle AG. Die Warenhäuser wurden von der Karstadt Warenhaus GmbH (einer 100% Tochtergesellschaft der KarstadtQuelle bzw. Arcandor AG) betrieben.

2001

2001 wird die Wismarer Filiale saniert, die Vorfläche wird in Rudolph-Karstadt-Platz umbenannt un dim Erdgeschoss entsteht ein Rudolph-Karstadt-Museum mit Arbeits- und Einrichtungsgegenständen aus der Gründerzeit.

2004

Der Konzern steckt in dramatischen finanziellen Schwierigkeiten. Als Folge wurden dann 2005 74 Karstadt-Filialen, 51 SinnLeffers-Filialen und die Kette Runners Point verkauft.

2009

Die Arcandor stellt einen Insolvenzantrag und 2010 wird Karstadt von der Berggruen Holding übernommen. 40.000 Gläubiger verlieren 2 Mrd. €.

2018

Karstadt fusioniert mit Galeria Kaufhof. Das Karstadt-Stammhaus heißt jetzt „GALERIA Wismar“.

Fazit

Karstadt hat eine bewegte Geschichte und trotz immer wieder zahlreicher Schließungen in der Unternehmensgeschichte ist es doch bemerkenswert, dass an dem kleinen Karstadthaus in Wismar immer festgehalten wurde.

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