Der Bau der Schute
Das Betonschiff wurde zwischen 1943 und 1944 in Ostswine (heute Świnoujście / Swinemünde, Polen) gebaut. Es gehört zum Typ „Seeleichter Wiking Motor“, einer Serie von Frachtschiffen aus Leichtbeton, die während des Zweiten Weltkriegs für die sogenannte „Transportflotte Speer“ gefertigt wurden. Diese Flotte sollte Baumaterialien für große Bauprojekte transportieren. Der Bau solcher Schiffe aus Beton war eine innovative Lösung, um Stahl zu sparen – ein Material, das während des Krieges knapp war. Die Konstruktion erfolgte in der sogenannten Schalenbauweise, bei der stahlbewehrter Leichtbeton verwendet wurde. Das Schiff war 40,5 Meter lang und 7 Meter breit und hatte eine Tragfähigkeit von 337 Tonnen.

Eine wechselvolle Geschichte
Damit es nicht in die Hände der Roten Armee fiel, wurde die das noch nicht fertig gestellte Schiff von Ostswine (Polen) Richtung Westen geschleppt. Im März / April 1945 kam er nach Wismar und wurde im damaligen Dornier-Hafen festgemacht. Da sich aber weder britische, noch Rote Armee für den Schiffsrumpf interessierten, diente es zunächst als Lager für Schiffsausrüster.
1962 wurde es dann in die Redentiner Bucht geschleppt und im flachen Wasser verankert, damit es dort als Wellenbrecher dient. Die Fischerei-Produktionsgenossenschaft nutzte es als Lager, aber bei einem Sturm im November 1972 riss sich das Schiff los und landere schließlich an seinem jetzigen Standort auf einer Sandbank. Es schlug mehrfach Leck und sank im kniehohen Wasser.
1973 verlangte das Seewasserstraßenamt Rostock die Beseitigung des Wracks, was jedoch aufgrund des erheblichen Aufwandes unterblieb.
1980 diente es im Film „Sansibar oder der letzte Grund“ als Kulisse.

Ein technisches Denkmal aus vergangener Zeit
Es verkörpert eine ingenieurtechnische Meisterleistung: Die Fähigkeit von Beton zu schwimmen basiert auf dem Archimedischen Prinzip – solange das verdrängte Wasser schwerer ist als das Schiff selbst, bleibt es an der Oberfläche. Obwohl das Schiff stark beschädigt ist und Teile rosten, hält der Beton erstaunlich gut stand.
Das Schiff erzählt nicht nur von den Herausforderungen des Krieges, sondern auch von den kreativen Lösungen der Ingenieure jener Zeit. Es ist ein stiller Zeuge einer Epoche, die von Mangelwirtschaft geprägt war, und ein Beispiel dafür, wie technische Innovationen selbst unter schwierigen Bedingungen entstehen können.
Besichtigung vor Ort
Es ist weder Infrastruktur, noch Sicherheit gegeben, um das Schiff vor Ort zu besichtigen. Seht deshalb bitte von einer nahen Besichtigung ab. Man kann es aber gut vom Ostseeküstenradweg zwischen Wismar und Redentin sehen.
Ein Schiff des gleichen Typs kann in Rostock als Museumsschiff besichtigt werden.
Fazit
Das Redentiner Betonschiff ist mehr als nur ein „Lost Place“. Es ist ein Stück Geschichte, das die Verbindung zwischen Ingenieurskunst und den Anforderungen einer kriegsgeprägten Zeit zeigt. Heute hat die Natur das Wrack fest in ihre Hand genommen, doch es bleibt ein Symbol für die Widerstandsfähigkeit von Technik und Material – sowie ein einzigartiges Wahrzeichen der Wismarer Bucht.