Die Hansestadt Wismar, gelegen an der Mecklenburgischen Ostseeküste, ist seit 2002 mit Stralsund Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Gemeinsam mit Stralsund repräsentiert Wismar die historischen Zentren der Hanse und ist ein herausragendes Beispiel für die Backsteingotik und die mittelalterliche Stadtplanung. Doch was macht Wismar so besonders, dass sie in die Liste der UNESCO-Welterbestätten aufgenommen wurde?
Historische Bedeutung und Architektur
Wismar war vom 13. bis 15. Jahrhundert ein bedeutendes Zentrum der Hanse, einer mächtigen Handelsallianz im Ostseeraum. Die Stadt entwickelte sich zu einem wichtigen Handelsplatz und war bekannt für ihre Bierproduktion, die im Mittelalter florierte. Die Altstadt von Wismar ist ein Paradebeispiel für die Architektur und Stadtplanung dieser Epoche. Ihre Struktur mit engen Gassen, großen Marktplätzen und beeindruckenden Backsteinkirchen ist weitgehend unverändert erhalten geblieben.
Wismar war wichtiger Knotenpunkt des Handels an der Ostsee. Die Stadt profitierte von ihrer strategischen Lage und entwickelte sich zu einem Zentrum für Handel, Schiffbau und Seefahrt. Dieser maritime Einfluss prägt bis heute das Stadtbild und den Geist der Stadt. Die gut erhaltene Struktur der Altstadt ermöglicht es Besuchern, tief in die Geschichte der Hanse einzutauchen und die Atmosphäre dieser Epoche zu spüren.
Exkurs: Die Hanse
Die Hanse war ein bedeutender Zusammenschluss von Kaufleuten und Städten im Mittelalter, der den Handel in Nordeuropa dominierte. Gegründet im 12. Jahrhundert, entwickelte sich die Hanse zu einem mächtigen Netzwerk, das im 14. und 15. Jahrhundert über 200 Städte umfasste, darunter wichtige Handelszentren wie Lübeck, Hamburg und Bremen. Der Hauptzweck der Hanse war der Schutz der Handelsinteressen ihrer Mitglieder. Sie sicherte Handelsrouten und senkte Zölle, was den Wohlstand der beteiligten Städte förderte.
Die Hanse war nicht nur ein wirtschaftlicher, sondern auch ein politischer und kultureller Machtfaktor. Sie hatte Einfluss auf die Politik und führte sogar Kriege, um ihre Handelsinteressen zu verteidigen.
Die Hanse nutzte die Kogge als wichtiges Transportmittel, was ihre maritime Dominanz unterstrich.
Obwohl die Hanse im 17. Jahrhundert an Bedeutung verlor, hinterließ sie ein bleibendes Erbe in Form von Architektur und Kultur in den ehemaligen Hansestädten. Einige dieser Städte tragen noch heute den Zusatz „Hansestadt“ in ihrem Namen.
Daneben erkennt man ehemalige Hansestädte noch oft an den Farben rot und weiß im Wappen, so auch beim Wappen von Wismar:
Die Backsteingotik
Ein markantes Merkmal Wismars ist die Backsteingotik, eine architektonische Stilrichtung, die in Norddeutschland weit verbreitet ist. Diese Bauweise zeichnet sich durch den Einsatz von Ziegelsteinen aus, die aufgrund des Mangels an Naturstein in der Region verwendet wurden. In Wismar sind vor allem die drei Kirchen St. Nikolai, St. Marien und St. Georgen herausragende Beispiele dieser Baukunst. Diese Kirchen sind nicht nur architektonische Meisterwerke, sondern dominieren die Altstadt und zeugen von der Pracht und Macht, die Wismar einst hatte.

Der Markplatz - Herzstück der Altstadt
Der Marktplatz von Wismar gehört zu den größten seiner Art in Norddeutschland und ist von beeindruckenden historischen Gebäuden umgeben. Hier thront das Rathaus, ein klassizistisches Meisterwerk. Ein weiteres Highlight ist der „Alte Schwede“, eines der ältesten Bürgerhäuser Wismars, das mit seiner gotischen Fassade begeistert.
Der Brunnen auf dem Marktplatz, die sogenannte Wasserkunst, ist ein weiteres Wahrzeichen der Stadt. Dieses kunstvolle Werk aus der Renaissancezeit symbolisiert die technische Raffinesse vergangener Jahrhunderte und ist ein beliebter Treffpunkt für Einheimische und Touristen.

Der Hafen
Ein weiterer Grund für die Aufnahme in das UNESCO-Welterbe ist die nahezu unveränderte mittelalterliche Stadtstruktur von Wismar. Der historische Stadtkern bewahrt den ursprünglichen Grundriss mit seinen Straßen- und Platzräumen sowie den charakteristischen Parzellen- und Quartiersstrukturen. Besonders bemerkenswert ist das Hafenbecken von Wismar, das als eines der wenigen mittelalterlichen Hafenbecken in Europa erhalten geblieben ist.


Perfekte Symbiose von Vergangenheit und Gegenwart
Ein Grund, warum Wismar als UNESCO-Welterbestätte so einzigartig ist, liegt in der gelungenen Symbiose von Geschichte und Moderne. Während die Altstadt fast vollständig im historischen Stil erhalten wurde, hat die Stadt dennoch moderne Akzente gesetzt, ohne ihren ursprünglichen Charakter zu verlieren. Restaurants, Cafés und kleine Geschäfte fügen sich harmonisch in die historische Kulisse ein und schaffen eine lebendige Atmosphäre.
Fazit: Ein Schatz der Weltkultur
Die UNESCO-Welterbestätte Wismar ist mehr als nur eine historische Altstadt – sie ist ein lebendiges Zeugnis der Hansezeit, ein Meisterwerk der Backsteingotik und ein Ort voller Charme und Inspiration. Die Verbindung von maritimer Geschichte, beeindruckender Architektur und moderner Lebensqualität macht Wismar zu einem einzigartigen Reiseziel, das du unbedingt besuchen solltest.
Ob bei einem Bummel durch die engen Gassen, beim Erkunden der Kirchen oder bei einem Spaziergang entlang des Hafens – Wismar bietet Erlebnisse, die im Gedächtnis bleiben. Kein Wunder, dass diese Stadt ihren Platz auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes mehr als verdient hat.